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Vorspiel: Warten aufs Wohnmobil

 

1) New York

 

Do, 16. März

Fahrt mit dem Zug zum Flughafen Amsterdam-Schiphol.

Flug nach New York-JFK, mit Zwischenlandung in Reykjavík (ISLAND) - sehr angenehm zum Beine vertreten. Wir haben auf die glänzend weißen Schneeberge von GRÖNLAND hinuntergeschaut, im späten Nachmittagslicht - berührend schön, fast märchenhaft.

Die Einreiseformalitäten in die USA sind ganz problemlos. Auch die Koffer kommen unbeschadet an, um ca. 20h Ortszeit. In unseren Knochen ist es um 5 Stunden später.

Tatsächlich liegt hier Schnee. Es ist sehr kalt, ca. 0°C. Das sind 32°Fahrenheit - klingt doch wesentlich besser.

Die erste Anmutung von Gotham City, The Big Apple, ist die Taxifahrt durch die beleuchteten Häuserschluchten von Queens - sehr beeindruckend.

Unser Hotel weniger, wir gewöhnen uns aber bald an seinen morbiden Charme.

Fr, 17. März

Frühstück: Pappteller, Plastikbecher, Plastikbesteck, Äpfel einzeln in Plastik verpackt, Eiswürfel in der Milch - ganz so, wie der kleine Maxi sich Amerika vorstellt. Toll ist allerdings, dass man selbst Waffeln backen kann. In Belgien sind wir ihnen entkommen. Jenseits des großen Teichs haben sie uns eingeholt.

Man kann sich in Manhattan gut zurechtfinden. Von Süden nach Norden verlaufen die Avenues - nummeriert, nur 12 Stück - und von Westen nach Osten die Streets, davon gibt es 220 Stück in Manhattan und noch einige mehr in den Außenbezirken. Bei der Fifth Avenue, also in der Mitte, fangen die Hausnummern der Streets an, es wird sowohl nach West als auch nach East gezählt. Manhattan ist also lang und schmal - 1,3-3,7km breit und 21,6km lang. Wir wohnen 522 W 38th Street.

Manche Avenues haben zusätzlich auch noch einen Namen. Dieses rechtwinkelige Straßenraster wird „Grid“ = Gitter genannt. Es ist ab 1811 entstanden.

Der Broadway ist die einzige Straße, die nicht schnurgerade verläuft. Der ehemalige Indianerpfad - der breite Weg - verläuft von Südosten nach Nordwesten. Es gibt ein ausgeklügeltes Einbahnsystem.

Im Westen ist der Hudson River die Grenze zu NEW JERSEY, im Osten der East River - der eigentlich ein Meeresarm ist - zu den Boroughs = Stadtbezirken The Bronx - reicht auch nach Norden hinüber -, Queens und Brooklyn. Die nördliche Grenze der Insel bildet der Harlem River. Südlich von Manhattan liegt Staten Island. Der STAAT NEW YORK ist viel größer. Er reicht bis Kanada hinauf. Queens und Brooklyn liegen auf Long Island, die sich schmal und lang noch ca. 100 km nach Osten zieht. Der größte Teil davon gehört nicht mehr zur Stadt NYC.

Manhattan, der interessanteste Borough von New York, hat ca. 1.600.000 Einwohner. In ganz New York wohnen 10.250.000 Menschen bei einer Bevölkerungsdichte von ca. 10.800 Einwohnern je km2, in Wien sind es nur 4.400. Manhattan ist nur ca. 88km2 groß, Wien hingegen 415km2.

Im 17. Jhd. kauften die Niederländer den Indianern die Insel um 60 Gulden ab und nannten sie Nieuw Amsterdam. Bald herrschten chaotische Zustände, bis sich die Stadt kampflos der Royal Navy unterwarf und englische Kolonie wurde. Nach der Unabhängigkeitserklärung war New York bis 1800 die Hauptstadt der USA.

Wir werfen uns ins Gewühl. Es ist kalt, aber sonnig. Der Lärmpegel und das Menschengewühl sind enorm. Es fällt uns auf, dass viele Supermärkte 24 Std. geöffnet haben. Bei einer bakery sind sogar 25 Std. angeschrieben. Wahrscheinlich steht dieser Bäcker einfach um eine Stunde früher auf ;-).

Sehr viele Taxis - die berühmten „Yellow Cabs“ - sind unterwegs. Auf einen Blick sehen wir gerade 10 Stück auf einmal. Wie man in Filmen oft sieht, werden sie tatsächlich von Passanten herangewinkt = „hailed“.

Bald sehen wir das Empire State Building und das schöne Chrysler Building mit der originellen Aluminiumhaube. Wenn man auf der Straße vorbeigeht, erkennt man diese Gebäude kaum. Sie fallen im Straßenverlauf gar nicht auf. Man muss aufpassen, dass man nicht vorbeiläuft.

Der Times Square - benannt nach der Zeitung - Ecke Broadway und 42th Str. ist das Zentrum der Theaterszene. Mindestens 40 Theater gibt es hier. Alle spielen nur Musicals.

Hier ist die Flut von Plakatwänden, Screens und Leuchtreklamen besonders groß. Am Abend gibt das tolle Fotos. Wir sind am Nabelpunkt der „Stadt, die niemals schläft“.

Die Grand Central Station, der Hauptbahnhof, ist ein historisches Gebäude aus 1913 mit einer reichverzierten Halle.

An der 1st Avenue, am East River, steht das UNO-Gebäude.

In einem Bio-Supermarkt kaufen wir uns einen Salat fürs Mittagessen. Die Kassierin hat viel Zeit und plaudert ausgiebig mit allen Kunden, so auch mit uns. Sie empfiehlt uns eine Lokalmeile fürs Abendessen - ein wirklich guter Tipp.

Wir finden tatsächlich ein nettes Restaurant, in dem wir unseren ersten Abend in New York feiern können. In dieser Gegend gibt es vergleichsweise niedrigere Backsteingebäude mit außenliegenden Feuertreppen – wie aus einem Theaterstück von Tennessee Williams.

Sa, 18. März

Heute fahren wir zum ersten Mal mit der Subway. Wenn man weiß, ob man eher nach Norden = Uptown oder nach Süden = Downtown muss, findet man sich gut zurecht, weil die Stationen meist nach den Straßennummern benannt sind.

Die Frick-Collection befindet sich im ehemaligen Stadtpalais des Sammlers. Hier freuen wir uns besonders über drei Vermeers. Die Villa ist voll eingerichtet. Man kann sich also gut vorstellen, wie der reiche Fabrikant inmitten all seiner Bilder gelebt hat. Er hat hier seinen Lebensabend verbracht. 1919 ist er gestorben.

Uptown haben wir eher das Feeling, das wir von anderen Städten kennen. Es ist etwas sauberer. Die Häuser sind nicht ganz so extrem hoch. Das Menschengewurle ist wesentlich erträglicher. Außerdem sind wir hier ganz nahe am Central Park - er liegt wirklich im Zentrum von Manhattan. Wir spazieren durch den riesigen tiefverschneiten Park, sehr romantisch. Die vereinzelten Felsen könnten die letzten Überreste der ursprünglichen Landschaft sein.

Der Central Park wurde Mitte des 19. Jhd. künstlich angelegt - ein exaktes Rechteck, ca. 4km lang und ca. 850m breit, genau in den Straßenraster eingepasst.

Am Heimweg kann Klaus natürlich nicht am „Apple-Glaskubus“ auf der 5th Avenue vorbeigehen.

An den Anblick der Wolkenkratzer haben wir uns inzwischen gewöhnt - heute kratzen sie wirklich deutlich. Die oberen Bereiche sind gar nicht mehr zu sehen. Es gibt auch viele ältere davon, die teilweise richtig hübsch strukturiert und verziert sind. Die ultramodernen Glaspaläste gefallen uns wieder einmal besonders gut.

Wir kommen an der Carnegie Hall, dem berühmten Konzerthaus, vorbei. Andrew Carnegie war um die Jahrhundertwende zum 20. Jhd. der reichste Mensch der Welt und ein großer Philanthrop.

Nach einer ausgedehnten Mittagspause ziehen wir nochmals los. Madison Square Garden, „The World’s Most Famous Arena“, ist gar nicht weit von uns entfernt. Für Basketball, Boxkämpfe und dergleichen interessieren wir uns nicht besonders. Wir sind auf dem Weg ins Whitney-Museum of American Art, gegründet von Gertrude Vanderbilt Whitney. Das eigenwillige Gebäude gefällt mir nicht sehr.

Kunstwerke amerikanischer Künstler aus dem 20. und 21. Jhd. werden hier ausgestellt. Klaus freut sich auf Edward Hopper, den bedeutendsten Maler des Amerikanischen Realismus. Er gilt als Chronist der amerikanischen Zivilisation.

Die vielen Installationen erinnern mich an die Biennale von Venedig.

Vom Dach des Museums aus hat man einen tollen Blick auf den Hudson River.

Wir sind jetzt ganz im Süden von Manhattan, bereits jenseits des geometrischen Straßenrasters. Hier haben die Straßen normale Namen.

Im Süden hat ja die Besiedelung und das Bauen der Stadt begonnen. Es gab einmal eine Stadtmauer, von der der Name Wall Street erzählt.

Hier ist auch der Beginn der High Line, das ist eine ehemalige Güterzugtrasse, die gerade zu einem hübschen Spazierweg umgestaltet wird. In dieser Jahreszeit, bei diesen Temperaturen und bei Schneeregen steht uns der Sinn allerdings nicht nach Lustwandeln - es schneit.

Wie gut übrigens, dass alle Häuser Flachdächer mit Mäuerchen haben. Da gibt es keine Dachlawinen, die bei diesen Höhen fatal wären.

 

So, 19. März

Wir wandern zum Flatiron Building = Bügeleisen-Haus. Es steht an der Kreuzung Fifth Avenue und Broadway. Da der Broadway ja nicht schnurgerade verläuft, entsteht hier ein spitzer Winkel. Das Gebäude ist in Keilform eingepasst.

Der Union Square ist ein Platz und ein großer Park, wo an manchen Tagen der Greenmarket abgehalten wird.

Nun steigen wir in die U-Bahn und fahren Uptown zur „Neuen Galerie“, wo nur österreichische und deutsche Künstler ausgestellt sind. Wir freuen uns, unsere Adele Bloch-Bauer von Klimt - „die Frau in Gold“ – noch vorzufinden, obwohl sie doch verkauft wurde.

Es gibt noch mehrere Klimts und einige Schieles. Die Jugendstil-Möbel gefallen mir besonders gut.

Alles in diesem Museum wirkt vertraut auf uns. Im Kaffeehaus gönnen wir uns Kaisermelange bzw. Einspänner und Apfelstrudel mit Schlag.

Jetzt freuen wir uns auf einen Spaziergang durch den Central Park, im Schnee, bei strahlendem Sonnenschein.

Der Rückweg zur U-Bahn führt uns durchs Diplomatenviertel, wieder ein ganz neuer Eindruck - die Stadt mit den vielen Gesichtern.

Am Abend fahren wir ganz nach Süden und nehmen die Fähre nach Staten Island. Als erstes passieren wir Governors Island. Die kleine Insel mit zwei historischen Festungen war bis 1966 ein Stützpunkt der US-Armee und später der Küstenwache. Als New York noch eine englische Kolonie war, residierte dort der Gouverneur. Heute ist es eine Gedenkstätte und ein Erholungsgebiet.

Dann bewundern wir die beleuchtete Skyline von Manhattan – erstaunlich, wie schmal die Insel im Süden ist - und werfen unseren ersten Blick auf die Freiheitsstatue, die mir erstaunlich klein vorkommt - samt Sockel und Fackel ist sie 91m hoch. Wir fahren auch an Ellis-Island vorbei. Auf der Träneninsel, wie sie damals im Volksmund genannt wurde, war zwischen 1892 und 1954 das Aufnahmezentrum für die Einwanderer. Die Schiffe fuhren vor der Ankunft an der Freiheitsstatue vorbei, wie man in vielen Filmen sehen kann. Seit den 1960er-Jahren gilt Ellis-Island als Gedenkstätte und seit den 1990er-Jahren als Immigration Museum. Der Großteil der Inselfläche geht auf künstliche Landgewinnung zurück.

In Staten Island angekommen, fahren wir - wie viele Touristen - gleich wieder mit der nächsten Fähre zurück. Die große Insel ist mit über 400.000 Einwohnen wie eine Stadt für sich. Sie scheint ein nettes Wohngebiet zu sein - ziemlich dünn besiedelt. Allerdings gibt es hier auch die größte Müllkippe der Stadt, wo auch der Schutt der zerstörten Twin Towers liegt. Die Fähren fahren alle halben Stunden und sind gratis.

Nun gehen wir noch ein Stück durch den Finacial District mit der New York Stock Exchange, der größten Börse der Welt, und protzigen Palästen des Geldes und des Kapitals. Dass die Wall Street nach einer ehemaligen Stadtmauer benannt ist, habe ich ja schon erwähnt. Die gewaltige Bronzestatue des „Charging Bull“ steht für den Optimismus der Börse.

Mo, 20. März

Frühlingsbeginn, wir merken leider nichts davon.

Wir machen einen Spaziergang zum Hudson River. Wir wohnen ja gar nicht weit entfernt, zwischen der 10. und 11. Avenue. Idyllisch ist es hier am Flussufer nicht. Es gibt viele Piers, von denen aus man Rundfahrten machen kann. Auch ein riesiger Flugzeugträger liegt hier. Den schauen wir uns in ein paar Tagen an.

Das eindrucksvolle Javits-Center, ein Kongresszentrum, wurde erst vor kurzem fertiggestellt. Überhaupt wird in unserer Wohngegend sehr viel gebaut. Es scheint sich um ein Entwicklungsgebiet zu handeln. Die Gegend wird „Hell’s Kitchen“ genannt, was ja schon einiges aussagt. In Zukunft soll sich aber die Bezeichnung „Hudson Yards“ durchsetzen. Bis jetzt ist die Gegend aber noch alles andere als elegant, unser Hotel mit eingeschlossen. Im Nebenhaus ist die Station für die umstrittenen New Yorker Pferdekutschen - „riecht schon kräftiger“. Die Gespanne wirken schmuddelig und sind billig aufgemascherlt.

Am Nachmittag fahren wir nach Süden und spazieren durch Soho = South of Houston Street, Tribeca = Triangle Below Canal Street, Little Italy, die Wiege der Mafia, und China Town. Man merkt aber heutzutage kaum mehr Unterschiede zur sonstigen Stadt. Außer dass hier im Süden die Straßen kreuz und quer verlaufen und Namen statt Nummern haben.

Wie ein gigantischer Weißer Vogel, der seine Schwingen ausgebreitet hat, sitzt die U-Bahn-Station „ Center Transportation Hub“ zwischen den Wolkenkratzern, die am Schauplatz von 9/11 entstanden sind. „Oculus“ heißt das wunderschöne, filigran wirkende Gebäude. Der Name deutet eher auf ein Auge hin. Und die vermeintlichen Flügel sind wohl die Wimpern. Der spanische Architekt Santiago Calatrava hat es gebaut. Das One World Trade Center - auch „Freedom Tower“ genannt - ist das höchste Gebäude der westlichen Hemisphäre. Er wurde anstelle der Twin Towers gebaut. 2014 ist er fertig geworden.

Die 102 Stockwerke bis zum One World Observatory erreicht man mit superschnellen Aufzügen in ca. 30 Sekunden. Die Höhe von 1776 Fuß ist nicht zufällig. Das war das Jahr der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten. Diese Höhe entspricht 538,2m.

Der Rundum-Blick ist besonders jetzt am Abend atemberaubend.

 

Di, 21. März

Heute steht das Guggenheim-Museum auf unserem Plan. Ich bin ganz begeistert von der Architektur des Gebäudes von Frank Lloyd Wright. Die „Rotunde“ wurde 1959 eröffnet. Spiralförmig schraubt man sich hinauf. Der Eindruck ist so offen.

Hier gibt es einige Picassos, Kandinskys, Cézannes und Bilder von Renoir, Manet, van Gogh, Gauguin, Degas, Rousseau - der große Naive -, Franz Marc, Modigliani, Piet Mondrian, Miró, Jackson Pollock und vielen anderen. Ich bin sehr beindruckt, und Klaus schwelgt.

Unser Abendprogramm ist heute das Musical „Wicked, the untold true story of the Witches of Oz“ am Broadway, im Gershwin Theatre.

 

Mi, 22. März

Es ist sonnig, aber stürmisch. Wir freuen uns aufs Empire State Building. Da können wir zu Fuß hingehen. Bei der Ausführung wurde total geprotzt. Besonders die Lobby ist mit viel Marmor aufwendig gestaltet. Eine Darstellung des Gebäudes, mit Strahlenkranz, erinnert mich an Christi Himmelfahrt. 1931 wurde es im Art déco-Stil erbaut. Bis 1972 war es mit seinen 443m das höchste Gebäude der Welt. Es hat eine Stahlkonstruktion, die durch Nieten zusammengehalten wird. Wenn man beim Rauffahren mit dem Aufzug nach oben schaut, kann man die Baugeschichte mitverfolgen. Die Arbeiter balancieren völlig schwindelfrei und ungesichert da oben herum. Man engagierte dafür einen besonderen Indianerstamm, die Mohawk-Indianer, die stolz darauf sind, „skywalker“ zu sein.

Wir haben eine sehr schöne Sicht an diesem sonnigen Tag, aber der Sturm weht uns fast vom Dach. ;-) Der Blick nach Süden ist besonders interessant. Man sieht, wie schmal Manhattan hier ist. Man hat den Eindruck: je schmaler, desto höher sind die Häuser. Auch das exakte Straßenraster und der schiefe Broadway sind deutlich zu erkennen.

Wir schauen auch auf unser Hotel und auf den Hudson River hinunter.

Empire State ist übrigens der Spitzname des Staates New York.

Nach einem kurzen Abstecher ins größte Warenhaus der Welt, Macy’s, sind wir reif fürs Kloster.

The Cloisters (= die Kreuzgänge), nahe der Nordspitze von Manhattan, auf einem Hügel oberhalb des Hudson River, wurde unter Verwendung von Architekturfragmenten meist französischer Klöster errichtet und beherbergt einen Teil der Sammlung mittelalterlicher Kunstwerke des Metropolitan Museum of Art. 

Sehr schöne Stücke sind dabei, und man hat teilweise wirklich das Gefühl, durch ein echtes Kloster zu gehen, allerdings mit mehreren Kreuzgängen. Da lacht unser romanisches Herz.

Etwas ganz Besonderes sind gotische Miniaturen aus Buchsbaum, winzig und detailreich geschnitzt. Wir denken sofort an Philipp.

Wir haben einen schönen Blick auf die George-Washington-Bridge nach New Jersey, die laut Le Corbusier die schönste Brücke Amerikas ist.

Eigentlich wollen wir noch einen Spaziergang in die benachbarte Bronx machen, aber zu unserer Überraschung wartet beim Ausgang ein Autobus auf uns, der uns zurück Downtown bringt. Es ist eisig kalt, und dieses Angebot wollen wir einfach nicht ablehnen.

Die Fahrt dauert zwar lang, aber man sieht etwas von der Stadt - im Gegensatz zur U-Bahn.

Das ist jetzt unsere Hop On Hop Off-Tour.

Unter anderem fahren wir durch Harlem. Man kennt diese Gegend als Wohngebiet der Schwarzen und der Einwanderer aus Puerto Rico. In den letzten Jahren ist aber auch hier ein sozioökonomischer Strukturwandel eingetreten. Viele heruntergekommene Häuser wurden renoviert, wohlhabendere Leute sind hergezogen, und es wird investiert.

Am Abend sind wir völlig ausgefroren und sehr froh, wieder zu Hause zu sein. Nur gut, dass die Amerikaner wegen ihrer Fahrenheitmessung niemals Minusgrade haben.

Ein weiterer Vorteil ist, dass vergleichsweise wenige Touristen in der Stadt sind und wir uns nirgends anstellen müssen.

Do, 23. März

Wir gehen wieder einmal ins Museum, und zwar ins Metropolitan Museum of Art. Es ist riesengroß und es beherbergt sehr viele Dinge, die uns nicht interessieren. Wir konzentrieren uns auf die Ägyptische Sammlung, in der ein ganzer Tempel wieder aufgebaut wurde, und wir können die Darstellungen deuten.

Eine große Fensterfront bietet einen wunderschönen Ausblick auf den Central Park. Man vergisst fast, dass man in New York ist.

Nun wandern wir zu den Malern, die wir mögen. Wir finden drei Vermeers. Aber auch Rubens, Rembrandt, Frans Hals, Brueghel, Hans Holbein, El Greco, Goya, Jacques-Louis David, Canaletto und viele andere sind vertreten.

Richtig daheim sind wir bei Ingres, Géricault, Delacroix, und noch mehr bei den Impressionisten, Toulouse-Lautrec, Manet, Degas, Monet, Sisley, Gauguin, Rousseau. Van Gogh ist mit seinem berühmtesten Selbstportrait vertreten. Paul Cézanne lieben wir besonders. Und dann schwelgt Klaus in Picasso, Matisse, Braque, Seurat, Pissarro, Daumier.

Auch zwei Klimts hängen hier.

Fast wären wir an den Skulpturen von Rodin vorbeigeeilt. Dann können und wollen wir nicht mehr. Wir haben sehr vieles gesehen und noch mehr nicht gesehen.

Eine Pause in der Cafeteria tut uns gut. Die große Salatbar überrascht und erfreut uns.

Rechtschaffen müde kehren wir nach Hause zurück, um uns am Abend nochmals aufzuraffen.

Überall in Europa beherrschen die Kirchen die Silhouetten der Städte. Aber hier verschwinden sie in den Häuserschluchten, so auch die neugotische St. Patrick’s Cathedral, die wirklich groß ist - eine Art Votivkirche, allerdings aus weißem Marmor.

Genau gegenüber steht das Rockefeller Center. Da wollen wir hinauf, on „Top of the Rock“.

Der riesige Komplex wurde in den 1930er-Jahren, mitten in der Wirtschaftskrise, gebaut - auch Art déco natürlich. Das berühmte Foto „Mittagspause auf einem Wolkenkratzer“ ist hier entstanden. Es zeigt elf Männer, die auf einem Stahlträger sitzen und ihre Füße aus etwa 250m Höhe über den Straßen von Manhattan herunterbaumeln lassen. Das waren wohl wieder die schwindelfreien Indianer. Das Gebäude ist mit heftigsten Figuren geschmückt, die uns gar nicht gefallen.

Der nächtliche Ausblick von oben ist hier besonders toll, weil man ins Freie gehen kann und es heute nicht so windig ist.

 

Fr, 24. März

Die New York City Hall, der Amtssitz des Bürgermeisters, gehört zu den historischen Wahrzeichen der Stadt. Wir kommen an ihr vorbei auf unserem Weg zur romantischen Brooklyn Bridge über den East River. Natürlich überqueren wir sie auch. Die Fußgänger und Radfahrer tun dies auf einer eigenen Ebene oberhalb der Autos.

Ganz in der Nähe ist die Manhattan Bridge, die auch Manhattan und Brooklyn miteinander verbindet. Diese Brücke kommt z.B. in Sergio Leones Gangsterepos „Es war einmal in Amerika“ vor. Deshalb wollte sie Klaus unbedingt sehen. Er möchte an einem Abend nochmals zum Fotografieren herkommen.

Brooklyn liegt im Südosten der Stadt am westlichen Ende von Long Island. Uns fallen die vielen Backsteinhäuser aus dem 19. Jhd. auf. Sehr weit dringen wir allerdings in diesen Stadtteil, der für seine multikulturelle Bevölkerung bekannt ist, nicht vor.

Wir wollen heute noch den Flugzeugträger „Intrepid“ besichtigen, der ganz bei uns in der Nähe am Hudson River liegt. Im 2. Weltkrieg und im Vietnamkrieg spielte er eine Rolle und war der Hauptbergungsträger im Mercury- und Gemini-Programm der NASA.

Daher werden hier auch Ausstellungsstücke aus der Raumfahrt gezeigt, z.B. eine Raumkapsel, in die man sich wie ein Astronaut hineinlegen kann - verdammt eng. Auch das Space Shuttle Enterprise, der Prototyp der Raumfähren, ist hier zu sehen. Wir sind erstaunt, dass es so groß ist.

Die Kampfflugzeuge, die auf dem Deck parken, kennt Klaus alle persönlich, z.B. die F-14 Tomcat und die F-4 Phantom.

 

Sa, 25. März

Heute machen wir eine Cruise zur Freiheitsstatue. Das kleine Ausflugsschiff legt direkt neben unserem Flugzeugträger ab. Wir fahren ganz nahe an Miss Liberty vorbei. So gesehen wirkt sie doch sehr eindrucksvoll. Alle Einwandererschiffe sind bei ihrer Ankunft „im gelobten Land“ an ihr vorbeigefahren. Was muss das für ein Gefühl gewesen sein.

Nach einem köstlichen Abendessen in unserem Stamm-Bio-Supermarkt gehen wir nun doch ein bisschen auf der bereits erwähnten High Line spazieren. Besser wird das Wetter einfach nicht mehr, solange wir noch hier sind. Man ist offensichtlich gerade dabei, die ehemalige Güterzugstrecke parkartig zu gestalten. Von den Bepflanzungen merken wir allerdings bei diesen winterlichen Bedingungen kaum etwas. Sie ist sicher netter, wenn alles grünt und blüht.

 

So, 26. März

Wir waren schon in Queens, in Brooklyn, auf Staten Island und natürlich in Manhattan. Nur in der Bronx waren wir noch nicht. Das holen wir heute nach. Dieser Borough ist der einzige, der auf dem amerikanischen Festland liegt. Manhattan und Staten Island sind Inseln, und Queens und Brooklyn liegen auf Long Island.

Mit der U-Bahn „unterqueren“ wir den Harlem River, die nördliche Grenze von Manhattan.

Die Bevölkerung der Bronx besteht zu über 50% aus Hispanics und Latinos. Nicht-hispanische Weiße machen nur 12% aus. Die Bronx ist als sozialer Brennpunkt mit hoher Kriminalität bekannt. Heute gehören diese Zustände weitgehend der Vergangenheit an, aber was wir hier zu sehen bekommen, sieht ziemlich trostlos aus.

Wir gehen in den Bronx Zoo. Klaus freut sich besonders auf die Gorillas und die Schneeleoparden. Man bemüht sich hier sehr, die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu zeigen. Besonders genießen wir das Dschungelhaus, weil es da drin schön warm ist.

So richtig aufwärmen können wir uns dann zu Hause bei einer ausgiebigen Mittagspause.

Gegen Abend ziehen wir nochmals los, auf die Brooklyn Heights. Klaus träumt wieder einmal von interessanten Nachtfotos. Hier ist es wirklich besonders schön. Wir stehen genau gegenüber der Südspitze von Manhattan mit seiner atemberaubenden Skyline und können auch die Freiheitsstatue erkennen. Das hier ist auch endlich eine wirklich schöne Wohngegend, mit historischen Reihenhäusern aus den 1820er-Jahren. Auf der Brooklyn Heights Promenade ist es richtig idyllisch. Ich freue mich sehr, dass wir jetzt auch diese ganz andere Seite von New York gesehen haben. Nieselregen treibt uns schließlich nach Hause.

 

Mo, 27. März

Es schüttet, also wieder ein Museumstag. Wir freuen uns auf das Museum of Modern Art, MoMA. Auch hier beweisen wir Mut zur Lücke.

Mir gefallen die „modernen Wohnungseinrichtungen“ aus den 1930er- bis 1950er-Jahren. Auch die „Frankfurter Küche“ der Wiener Architektin Schütte-Lihotzky aus dem Jahr 1926 ist ausgestellt - der Urtyp der modernen Einbauküche.

Dann widmen wir uns unseren Lieblingen: Cézanne, van Gogh, Gauguin, Picasso, Seurat, Chirico, Kandinsky, Mondrian, Klee, Jackson Pollock, Magritte, Frida Kahlo, Mark Rothko und Salvador Dalí mit seinen runterrinnenden Uhren.

Weitere Highlights sind „Der Traum“ von Rousseau - ein buntes, herziges Dschungelbild, „Der Sturm“ von Edvard Munch, ein Seerosenbild von Monet, das eine ganze Wand einnimmt, und „Ich und das Dorf“ von Marc Chagall.

Auch ein Bild der Architektin aus dem Irak, Zaha Hadid, hängt hier. Wir kennen sie, weil sie die Bergiselschanze in Innsbruck gebaut hat. Auch bei der neuen Wirtschaftsuni in Wien hat sie mitgearbeitet. Im Vorjahr ist sie überraschend gestorben.

Eine gewöhnliche Schneeschaufel als Skulptur - „in advance of a broken arm“ - die muss von Marcel Duchamp sein. Wir kennen sein Urinal - „Fountain“ genannt - aus dem Centre Pompidou in Paris.

Der absolute Höhepunkt sind „Les Demoiselles d’Avignon“ und „Drei Musikanten“ von Picasso. Endlich bekommt Klaus diese Bilder im Original zu sehen.

Als wir das Museum gerade verlassen wollen, entdecken wir noch eine Skulptur von Picasso, seine Ziege Esmeralda.

Sehr zufrieden spazieren wir zu Fuß nach Hause. Der Regen hat aufgehört.

So ein freier Abend ist etwas sehr Angenehmes.

 

Di, 28. März

Heute ist unser letzter Tag in New York.

Wir spazieren ein wenig durch Greewich Village, das Künstler- und Szeneviertel von New York - mit ungewöhnlichem Straßengewirr.

Unser einziger und letzter Programmpunkt für heute ist das 9/11 Memorial-Center.

Wir sind tief bewegt und berührt. Ca. 3000 Menschen sind damals umgekommen.

Als Abendgestaltung schauen wir uns den Film „Manhattan“ von Woody Allen an.

So vertraut uns die Stadt inzwischen auch geworden ist: Es passt uns ganz genau, New York jetzt wieder zu verlassen, und wir freuen uns auf etwas Neues.

2) Weitere Stationen vor der Wiedervereinigung mit unserem Wohnmobil

 

Mi, 29. März

Mit der Eisenbahn (AMTRAK) durch NEW JERSEY nach PENNSYLVANIA - Philadelphia. Unser Hotel liegt auf dem Campus der Temple-Universität.

Wir machen einen Frühlingsspaziergang. Auch hier gibt es Hochhäuser und ein „kariertes“ Straßennetz, aber alles erscheint uns weitläufiger und offener als in New York. Die historisierenden Gebäude gefallen uns gar nicht. Auf der Spitze der City Hall steht William Penn, der Gründer von Pennsylvania, das nach ihm benannt ist.

Den Eingang zu China Town bildet der „Friendship Arch“, ein buntes chinesisches Tor.

Im Hard Rock Cafe essen wir köstlich zu Abend.

 

Do, 30. März

Schlechte Nachrichten von Seabridge: Unser Schiff hat aufgrund schlechter Witterungsbedingungen länger übers Meer gebraucht. Für uns verschiebt sich jetzt alles um mindestens zwei Tage nach hinten. Viel Umplanen und Umbuchen ist nötig.

Wir nehmen uns heute das historische Zentrum der Stadt vor. Viele kleine Backsteinhäuser mit bunten Fensterrahmen und Türen gibt es hier. Wir kommen uns fast vor wie in Irland.

Am Delaware-River ist William Penn 1683 gelandet und hat friedliche Verträge mit den Indianern geschlossen.

In Philadelphia, der Stadt der „Brüderlichen Liebe“, wurde 1776 die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben.

Die Liberty Bell wurde bei der ersten Verlesung des Dokuments geläutet. Dieses wichtigste Symbol amerikanischer Freiheit und Demokratie hat einen Riss, um den sich viele Legenden ranken. Man weiß aber nicht, wodurch er wirklich entstanden ist. Natürlich schauen wir uns die kleine, unscheinbare, kaputte Glocke an.

Filmabend: „Die Frau in Gold“, in dem es um die Rückgabe des Klimt-Gemäldes von Adele Bloch-Bauer geht. Wir haben sie ja in der Neuen Galerie in New York besucht.

 

Fr. 31. März

Es schüttet. Wir verlassen Philly, wie die Stadt liebevoll genannt wird, und steigen wieder einmal in einen Zug, der uns durch DELAWARE und MARYLAND in den DISTRICT OF COLUMBIA (DC) nach Washington, D.C. bringt. Seit 1800 ist das die Hauptstadt der USA. Sie hat ca. 670.000 Einwohner.

Das Erste, was wir beim Verlassen des Bahnhofs sehen, ist die Kuppel des Kapitols. Dort tagen das Repräsentantenhaus und der Senat. Zusammen bilden sie den Kongress, die gesetzgebende Körperschaft der USA. Wolkenkratzer gibt es in dieser Stadt keine.

Unser Hotel ist diesmal sehr edel, liegt aber ziemlich weit außerhalb der Stadt.

Wir erkunden unsere neue Wohngegend. Der Regen hat aufgehört.

Die große neugotische Kathedrale, auf die die Einwohner von D.C. besonders stolz sind, birgt einen Mondstein.

 

Sa, 1. April

Der zweite Monat unserer Reise beginnt.

Wir nützen das Hotel-Shuttle zur U-Bahn und fahren in die Stadt - alles sehr sauber, breite Straßen, historisierende Klotz-Gebäude. Aber auch hier liegen Obdachlose auf den Gehsteigen herum, haben sich mit ihren Schlafsäcken „häuslich“ eingerichtet. Washington ist eine repräsentative Stadt, aber nett und anheimelnd ist sie nicht.

Hier haben die Straßen Buchstaben und die Querstraßen Nummern - wieder das Straßen-Grid.

Die wichtigsten Avenues sind allerdings nach den Bundesstaaten benannt. Das Weiße Haus liegt z.B. in der Pennsylvania Avenue. Die Hausnummern gehen in die Tausende.

Die National Mall, ein parkartiges Gelände mit Wasserbecken, führt schnurgerade vom Kapitol zum Washington Monument, dem Obelisken, und bis zum Lincoln Memorial. Sie führt auch am ziemlich faschistoid anmutenden World War II Memorial vorbei. Der „dorische Tempel“ des Lincoln-Memorials erinnert uns ein wenig an die „Wålhållå“ bei Regensburg. Drinnen befindet sich die berühmte ca. 6m hohe sitzende Statue des 16. Präsidenten der USA. Von hier aus hat Martin Luther King 1963 seine berühmte Rede gehalten: „I have a dream...“, in der er die Zukunftsvision eines „farbenblinden“, harmonischen Amerikas zeichnete. 1968 fiel der Bürgerrechtler und Friedensnobelpreisträger einem Attentat zum Opfer. Sein Memorial - es ist hier ganz in der Nähe - gefällt uns viel besser.

Was uns aber am allerbesten gefällt, sind die unzähligen blühenden Kirschbäume, angeblich sind es 3000 Stück - ein Geschenk Japans. Durch rosa blühende Zweige hindurch werfen wir noch einen Blick auf das Jefferson Memorial, auch ein Tempel. Thomas Jefferson war der Verfasser der Unabhängigkeitserklärung.

Der Frühling wird heute aber auch durch ein großes Drachenfestival gefeiert. Der Himmel ist voller bunter Drachen. Das sieht sehr hübsch aus. Das sonnige, aber sehr windige Wetter bietet ideale Bedingungen dafür.

Und weil es uns lustig ist, lassen wir uns ein Stück mit einer Fahrrad-Rikscha chauffieren.

Entlang der National Mall stehen viele Museen. Viele werden von der Smithsonian Institution

betrieben, die aus den Mitteln der Hinterlassenschaft des 1829 verstorbenen Wissenschaftlers Smithson gegründet wurde.

Uns interessiert aber vor allem die National Gallery of Art, weil wir hier wieder einige Vermeers besuchen wollen. Zu unserer Überraschung entdecken wir unter anderem auch Werke von Dürer und das einzige Gemälde von Leonardo da Vinci, das es außerhalb Italiens gibt, ein schönes Frauenportrait.

Jetzt sind wir rechtschaffen müde, schließlich sind wir heute wieder über 20 km marschiert.

Ein Autobus bringt uns nach Hause.

 

So, 2. April

Wir übersiedeln in ein anderes Hotel - per Uber-Car-Privattaxi. Unser Zimmer ist noch nicht fertig, also „spielen wir Urlaub“ (Zit. Klaus) und machen eine kleine Frühlingswanderung im Soapstone Valley = Speckstein Tal.

Unser heutiges Kulturprogramm ist der Heldenfriedhof von Arlington, auf dem auch John F. Kennedy begraben liegt. Dazu überqueren wir den Potomac River und sind jetzt in VIRGINIA. Ganz in der Nähe ist das Iwojima Memorial. Auf der kleinen Pazifik-Insel sollte 1945 die Invasion auf Japan vorbereitet werden. Es wurde aber die für die Amerikaner verlustreichste Schlacht des 2. Weltkriegs daraus. Da blieb ihnen quasi gar nichts anderes übrig, als die Atombomben abzuwerfen – hmmm :-(. Ein berühmtes Foto, das amerikanische Soldaten beim Aufrichten der Fahne zeigt, diente als Vorbild für die Bronzeskulptur.

Man merkt schon, unser Washington-Besuch trieft vor Patriotismus und Heldentum.

Eine U-Bahn-Station weiter steht das Pentagon, der Sitz des Verteidigungsministeriums. Dem nichtssagenden Gebäude sieht man wegen seiner Größe nicht an, dass es fünfeckig ist.

Unseren müden Füßen zuliebe bestellen wir uns - wegen des großen Erfolgs - nochmals ein Uber-Car und fahren wieder nach D.C. zurück, schon wieder zum Lincoln Memorial. Bei Dunkelheit wirkt alles noch besser, besonders auf den Fotos. Auch die Spiegelung des Obelisken im Wasserbecken kann man jetzt gut sehen.

Nun können wir wirklich nicht mehr und wollen nur noch nach Hause.

 

Mo, 3. April

Zunächst widmen wir uns heute profanen Aufgaben: wieder einmal Wäsche waschen im Waschsalon. Der Vorteil von solchen Aktionen ist, dass man abseits der Touristenpfade unterwegs ist.

Der Nachmittag gehört wieder der Kultur.

In der National Gallery, East Building - Modern Art entdecken wir Modiglianis - erkennbar an den langen Hälsen - und mehrere schöne Picasso-Portraits. Klaus freut sich besonders über die „Artistenfamilie“. Dieses Bild kennt er seit seiner Schulzeit. Es gibt aber auch Bilder von Van Gogh, Toulouse-Lautrec, Gauguin, Rousseau, Miró und dem unverkennbaren Mondrian. Ein Raum widmet sich dem deutschen Expressionismus mit Macke, Jawlensky, Kirchner, Franz Marc, Kandinsky, Max Beckmann und Lyonel Feininger. Sogar einen Klimt gibt es hier.

Auch ein surreales Bild von Magritte können wir bewundern. Die spindeldürren Skulpturen von Giacometti sind ja nicht so mein Fall. Andy Warhol und Roy Lichtenstein gefallen mir da schon besser.

Noch’n Museum: Das Smithsonian Space and Air Museum. Von den ersten Flugversuchen der Gebrüder Wright über die „Spirit of St. Louis“, mit der Charles Lindbergh den Atlantik überquerte, bis zur Raumfahrt spannt sich der Bogen. Erstaunlich, dass die Mondlandefähre aus „Alufolie“ war ;-).

Der Eintritt in alle Museen der Stadt ist kostenlos. Also besuchen wir noch eines: Das National Museum of the American Indian. Es beschäftigt sich mit Leben, Sprache, Literatur, Geschichte und Kunst der Indianer ganz Amerikas.

Unsere Aufmerksamkeit hat bereits merklich nachgelassen, und wir haben heute auch schon wieder 20 km in den Beinen.

Di, 4. April

Wir haben es nicht eilig, nach Baltimore zu kommen, also nutzen wir den Vormittag für noch eine Galerie, die Phillips Collection, die gestern geschlossen war.

Mr. Phillips begann Anfang des 20. Jhd. zu sammeln, bis er in seinem Haus keinen Platz mehr hatte, auszog und die Bilder zurückließ. So entstand das erste Museum für Moderne Kunst in Amerika. Das Glanzstück ist „Das Frühstück der Ruderer“ von Renoir. Wir kennen das wunderschöne Bild und freuen uns sehr, es im Original sehen zu können.

Es gibt auch Werke von van Gogh, Degas, Mondrian, Bonnard, Daumier, Klee und Rothko - der spricht uns nicht so an. Wir finden auch jeweils ein Bild von Kokoschka, Berthe Morisot, Modigliani, Cézanne, Whistler, Francis Bacon und Picasso. Die anderen ausgestellten Künstler hinterlassen keinen besonderen Eindruck auf mich.

Die Sonderausstellung von Toulouse-Lautrec gefällt uns allerdings besonders gut. Viele seiner Plakate sind uns sehr vertraut. Das war jetzt für längere Zeit unser letztes Museum.

Am Nachmittag steigen wir dann in den Zug nach Baltimore, der größten Stadt von MARYLAND.

Dort erwartet uns die Nachricht, dass unser Schiff einen weiteren Tag Verspätung hat. Jetzt reicht es uns langsam.

 

Mi, 5. April

Es ist sommerlich warm. Wir wohnen in einem Vorort und sehen zum ersten Mal kleine Holzhäuser mit „porches“, wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt.

Nachdem wir unser Zimmer weitergebucht und unseren ersten Campingplatz noch einmal verschoben haben, fahren wir mit dem Vorortzug in die Stadt hinein und spazieren ein wenig herum. Außerdem besuchen wir das Aquarium mit Regenwaldhaus. Das ist wirklich toll. Im Hafen liegen einige historische Schiffe, z.B. die USS Constellation. Die hölzerne Korvette wurde 1854 gebaut und im Bürgerkrieg verwendet. Auch ein riesiges U-Boot können wir bewundern.

 

Do, 6. April

In aller Frühe fährt Klaus in den Hafen, um unser Auto abzuholen. Nur eine Person ist zugelassen. Ich warte ein wenig aufgeregt im Hotel.

Bei strömendem Regen muss Klaus stundenlang warten und endlosen Papierkrieg über sich ergehen lassen, bis er schließlich unser Wohnmobil übernehmen kann. Die Batterie ist leer, der Tank ist auch fast leer. Aber die Guys sind dann doch sehr helpful, rücken etwas Diesel raus und geben Starthilfe. Am frühen Nachmittag können wir endlich losfahren.

Der KOA Campingplatz in Millersville, den wir für heute gebucht haben, ist gar nicht weit weg. Auch hier sind die Guys helpful. Unsere Gasflasche kann gefüllt werden, mit Adapter. Klaus bastelt einen amerikanischen Elektrostecker. Wir packen unsere Koffer aus. Wir sind „zu Hause“.

Unser Gefährt ist übrigens winzig klein gegen die riesigen amerikanischen Camping-Fahrzeuge. Die sind fast dreimal so lang und um einiges höher. Außerdem können sie sich auch noch in der Breite ausdehnen. Viele ziehen sogar zusätzlich ein Auto hinter sich her. Wir finden die Größe unseres Wohnmobils perfekt. Wir können überall hinfahren und überall parken. Oft werden wir gar nicht als RV eingestuft, z.B. bei Mautgebühren oder bei Fahrverboten. RV ist die Abkürzung für „Recreational Vehicle“. So werden in Amerika die Wohnmobile genannt.

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